Ab wann dürfen Babys Kuhmilch trinken?

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Dürfen Babys Kuhmilch trinken?

10 Fragen und Antworten

Experten-Interview

Für die Zeitschrift “Leben & Erziehen” hat mich die Reporterin Anna Ludewig gefragt, ob Babys Kuhmilch trinken dürfen. Diese und weitere wichtige Fragen rund um Babys und Kuhmilch möchte ich euch nicht vorenthalten und habe sie euch hier in meinem Blogartikel nochmal zusammengestellt.

Übrigens: Antworten auf diese und viele andere Fragen findest du auch in meinem Beikost Onlinekurs. Für fast alle Eltern ist der Kurs als Teil des Krankenkassen-Präventionsprogramms kostenlos.

Experteninterview

Kuhmilch fürs Baby: 10 Fragen und Antworten

Interviewer: Anna Ludewig. Expertin: Vera Hille

 

Dürfen Babys Kuhmilch trinken? Wenn ja, ab wann und wie viel? Was ist mit Joghurt, Quark und Käse? Und lieber normale Milch, oder eignen sich auch pflanzliche Milch-Alternativen für den Babybrei? Eltern haben viele Fragen, unsere Expertin, Diplom-Oecotrophologin und Ernährungsberaterin Vera Hille, hat die Antworten.

Baby trinkt Milch
Brauchen Babys überhaupt Kuhmilch?

Säuglinge brauchen keine Kuhmilch, sondern Muttermilch – oder, wenn aus welchem Grund auch immer nicht gestillt wird, eine spezielle Säuglingsmilch. Nur so können sie ausreichend mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt werden. Mit der Beikosteinführung im Alter von fünf oder sechs Monaten erhalten die Babys dann auch Nährstoffe aus anderen Lebensmitteln. Die Rolle der Muttermilch bzw. Säuglingsmilch wird Schritt für Schritt geringer. Erst gegen Ende des ersten Lebensjahres, wenn das Baby kein Fläschchen mehr braucht oder abgestillt ist, ist es nicht mehr auf die speziell zusammengesetzte Milch angewiesen. Das ist normalerweise der Zeitpunkt, an dem Babys auf das normale Familienessen mit fünf Mahlzeiten über den Tag verteilt umsteigen.

Ab wann dürfen Babys Kuhmilch trinken?

Das ist eine Frage, die sich viele Eltern stellen. Und trotzdem gefällt mir die Frage, so wie sie gestellt ist, nicht so ganz. Denn Kuhmilch ist aufgrund seines hohen Nährstoff- und Energiegehaltes für uns Ernährungsberater grundsätzlich kein Getränk, sondern ein Nahrungsmittel, so wie Brot, Käse und Eier auch. Die Frage sollte also eigentlich lauten: Ab wann darf ein Baby Kuhmilch bekommen? Der Zeitpunkt hängt eng mit der Einführung der Beikost zusammen. Zusätzlich kommt es sehr auf die Menge an.

Wieviel Kuhmilch darf ein Baby in der Beikostzeit bekommen?

Grundsätzlich darf der Milch-Getreide-Brei, der normalerweise zwischen dem 6. und 8. Lebensmonat eingeführt wird, mit etwa 200 ml normaler Kuhmilch hergestellt werden. Ich empfehle meinen Eltern, nur diesen Brei mit normaler Milch anzurühren. Der Mittagsbrei und  der Getreide-Obst-Brei sollten komplett milchfrei sein, damit das Eisen aus dem Fleisch bzw. Vollkorngetreide besser vom Baby aufgenommen werden kann.

Warum sollte ein Baby in diesem Alter nicht mehr Kuhmilch bekommen?

Eltern sollten darauf achten, dass das Baby pro Tag nicht mehr als 200 ml Kuhmilch bekommt, denn sie enthält eine zu geringe Menge an Eisen, Jod und Kupfer im Vergleich zur Muttermilch. Industrieller Säuglingsmilch werden diese Nährstoffe extra zugesetzt. Sie würden dem Baby fehlen, wenn es durch Kuhmilch zu satt werden würde, seine Milchmahlzeiten also durch Kuhmilch ersetzt würden. Außerdem hat Kuhmilch einen deutlich höheren Eiweißgehalt als Muttermilch und Säuglingsmilch. In höheren Mengen ist das eine unnötige Belastung für Babys’ Nieren. Zusätzlich wird ein zu hoher Eiweißgehalt der Nahrung in diesem Alter mit der späteren Entwicklung von Übergewicht in Verbindung gebracht.

Welche Milch sollte ich für Babybrei verwenden?

Bei der Milch sollte man darauf achten, den vollen Fettgehalt zu wählen (also 3,5 Prozent oder 3,8 Prozent). Gerne in Bio-Qualität bzw. von Weidekühen. Das ist nicht nur gut für die Umwelt und den Schadstoffgehalt, sondern dann ist auch das Fettsäuremuster der Milch ernährungsphysiologisch günstiger, weil die Kühe mehr Grünfutter erhalten.

Darf ich meinem Baby H-Milch geben?

Ja, grundsätzlich dürfen Babys H-Milch bekommen. Allerdings ist die Vollmilch aus dem Kühlregal ernährungsphysiologisch noch etwas günstiger. Sie enthält mehr gesunde probiotische Keime für den Aufbau eines gesunden Darm-Mikrobioms.  Rohmilch sollte man Babys allerdings nicht geben. Sie enthält zwar naturgemäß noch mehr probiotische Keime, aber teils auch Keime, die deinem Baby mit seinem unausgereiften Immunsystem schaden könnten.

Und was ist mit der Zeit nach dem 1. Lebensjahr?

Irgendwann zwischen dem 10. und 12. Monat, bei manchen Babys auch erst später, gehen die Breie dann in die normalen Mahlzeiten am Familientisch über. Milch oder andere Milchprodukte sollten jetzt täglich auf dem Tisch landen. Und Milch darf jetzt natürlich auch im Glas angeboten werden. Sie ist ein toller Lieferant für den Mineralstoff Calcium, der dafür sorgt, dass die Knochen der Kinder gut aushärten. Zusätzlich liefert Milch hochwertiges Eiweiß und Vitamin D und viel Energie. Ein Becher zum Frühstück und ein Becher zum Abendessen sind ein guter Richtwert. Alternativ kann die Milch natürlich auch im Müsli landen oder als Joghurt, Quark, Frischkäse oder Käse usw. auf den Tisch kommen.

Kann das Baby von Kuhmilch Blähungen bekommen?

Kuhmilch ist nicht dafür bekannt, bei gesunden Babys Blähungen auszulösen. Blähungen haben eher damit zu tun, wie ein Baby trinkt: oftmals schlucken Babys beim Trinken viel Luft. Aber auch Stress, Unruhe und Reizüberflutungen können für den kindlichen Darm leicht zu viel werden und Blähungen fördern.

Die bei Erwachsenen weit verbreitete Form der Laktoseintoleranz gibt es bei Babys übrigens noch nicht, sie entwickelt sich erst im Lauf des Lebens.

Kann Kuhmilch bei Babys Allergien auslösen?

Ja, grundsätzlich ist die Kuhmilchallergie die häufigste Allergie im Säuglings- und Kleinkindalter. Und trotzdem kommt sie noch vergleichsweise selten vor – nur etwa jedes 350. Baby ist hiervon betroffen.

Dabei reagiert das Immunsystem des Babys auf Eiweißbestandteile in der Milch. Der Körper reagiert mit unterschiedlichsten Symptomen wie Hautausschlägen und Juckreiz, Ekzemen, Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit oder Erbrechen. Auch Neurodermitisschübe können durch eine Milchallergie ausgelöst werden. Zum Glück verliert sich eine Kuhmilchallergie mit zunehmendem Alter in der Regel von selbst. Die Hälfte der betroffenen Babys vertragen im Alter von einem Jahr wieder Milch und Milchprodukte, bis zur Schulzeit ist die Milchallergie für die allermeisten Kinder kein Thema mehr. Sollten Eltern bei ihren Kindern eine Milchallergie vermuten, sollten sie mit ihrem Verdacht unbedingt zum Kinderarzt gehen. Sollte der Kinderarzt den Verdacht bestätigen, empfiehlt sich eine individuelle individuelle Ernährungstherapie.

Warum empfehlen Sie, Kuhmilch nicht als Fläschchen zu füttern?

Ich empfehle meinen Eltern immer eine ganz klare Trennung von Babymilch und Kuhmilch: Babymilch gehört in die Flasche, Kuhmilch ins Glas oder in den Becher.

Das hat viele Vorteile: Erstens akzeptieren Babys den neuen Geschmack der normalen Milch häufig besser, wenn es aus einem anderen Gefäß angeboten wird. Zweitens besteht so weniger die Gefahr des Dauernuckelns. Auch Milch enthält Zucker (Milchzucker) und schädigt auf Dauer, wenn sie viel zu lange Babys empfindliche Milchzähnchen umspült, die Zahnsubstanz. Außerdem erhöht ein Zuviel an Nuckeln die Gefahr, dass die Mundmotorik sich nicht richtig entwickelt und der Kiefer sich nicht richtig ausformt. Selbst die natürliche Sprachentwicklung kann durch zu viel Nuckeln beeinträchtigt werden. Drittens vergessen viele Eltern, dass Milch ein sehr nahrhaftes Lebensmittel ist. Natürlich auch ein sehr gesundes Lebensmittel, aber es kann eben auch zu viel werden. Aus dem Fläschchen werden schnell mal nebenbei und unbemerkt große Mengen getrunken, ohne dass ein Sättigungseffekt eintritt. Das kann zu überflüssigen Pfunden führen.

Was ist, wenn ich Kuhmilch vermeiden will? Sind Sojamilch, Hafermilch, Mandelmilch oder Reismilch geeignete Alternativen?

Das Wort “Milch” ist an dieser Stelle sehr irreführend. Mit wirklicher Milch haben diese Getränke, einmal abgesehen von der Farbe, kaum etwas gemeinsam. Das Sojaschaf oder die Haferkuh gibt es ja nunmal nicht … Und so haben diese Milchersatzgetränke auch ein deutlich anderes Nährstoffprofil als Kuhmilch und Muttermilch. Sie dürfen deshalb nicht als Milchersatz für Säuglinge verwendet werden.

Auch im Kindesalter sind Milchersatznahrungen kein vollwertiger Ersatz für Kuhmilch, vor allem in Sachen Calcium und Eiweiß. Wird, aus welchen Gründen auch immer, auf Milchprodukte verzichtet, muss die Ernährung sorgfältig geplant werden, um keine Mangelernährung zu riskieren. Ich empfehle, sich von einem zertifizierten Ernährungsberater unterstützen zu lassen.

Ab wann dürfen Babys Joghurt essen?

Naturjoghurt ist ein wahres Superfood, und in der richtigen Menge auch schon im Babybrei anstelle der Kuhmilch einsetzbar. Es enthält nicht nur eine hohe Zahl von Probiotika, also wertvolle Keime zum Aufbau eines gesunden Darmmikrobioms. Sondern Joghurt liefert gleich noch das optimale Futter für ein gesundes Mikrobiom mit, ist also gleichzeitig ein Prebiotikum. Aber Achtung: dies gilt nur für Naturjoghurt. Sobald ein Joghurt Zusätze wie Fruchtzubereitungen, Geschmäcker oder Aromastoffe enthält, muss es zur Haltbarmachung erhitzt werden. Das tötet leider auch die wertvollen Probiotika ab. Wer unbedingt einen Joghurt mit Geschmack sucht, sollte also lieber selbst etwas Obst oder Marmelade unterrühren.

Ab wann dürfen Babys Käse essen? Und ab wann dürfen Babys Quark essen?

Käse, dazu zählt auch Frischkäse und Quark, hat eine deutlich andere Zusammensetzung als die Milch, mit einem deutlich höheren Eiweißgehalt. Deshalb sollte man mit Quark und Käse auch warten, bis das Baby 1 Jahr oder älter ist. Der hohe Eiweißgehalt belastet sonst die empfindlichen Nieren.

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Wenn auch du dir unsicher bist, wie das mit der Beikost am Besten funktioniert, ist unser krankenkassen-zertifizierter Beikost-Onlinekurs eine gute Möglichkeit für dich, mehr über eine Baby-gerechte Beikosteinführung zu erfahren.

Weitere Infos findest du hier:

Deine Beikost-Expertinnen:

Vera Hille und Patricia Schark

Bei Fragen rund um Babys unterstützen wir dich gerne. Geht es speziell um Ernährungsthemen, wendest du dich am Besten an Vera. Bei allen anderen Fragen rund um Babys und Familien hilft dir Patricia mit ihrem pädagogischen Praxis-Team gerne weiter.

Wie sind deine Erfahrungen rund um Milch für Babys?

Lust, mitzudiskutieren und einen Kommentar zu hinterlassen? Scrolle weiter nach unten für die Kommentarfunktion – wir freuen uns, deine Meinung zu hören und an deinen Erfahrungen teilzuhaben!

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hallo, meine Tochter ist ein Flaschenkind und wird dieses Monat 1 Jahr alt, bis jetzt bekam sie keine Kuhmilch- da Sie aber immer mehr am Essen interessiert ist, meine Frage, darf ich Ihr Kuhmilch anbieten zb in Palatschinken oder Kaiserschmarren oder doch besser Hafermilch ? GLG Melanie

    Antworten
    • Hallo Melanie, sehr gerne kannst du deiner Tochter jetzt Kuhmilch anbieten. Du kannst Kuhmilch ganz einfach zum Kochen und Backen verwenden, so wie du es beschreibst. Auch die Milchmahlzeiten kannst du jetzt von Säuglingsmilch auf Kuhmilch umstellen. Du hast bestimmt schon gelesen, dass ich kein Fan von Hafermilch für Babys bin. Hafermilch ist ein hochverarbeitetes Produkt, dem Calcium und Eiweiß fehlt – 2 Bestandteile, die dein Baby im Alter von 1 Jahr dringend für sein Wachstum braucht. Kuhmilch hingegen liefert beides. Klar kann ein Baby auch im Alter von 1 Jahr ausreichend Calcium und Eiweiß über andere Lebensmittel erhalten. Aber dafür muss man sich schon echt gut auskennen, und dein Baby muss mitmachen und diese Lebensmittel auch wirklich essen. Mit Kuhmilch bist du auf der sicheren Seite. Ich hoffe, dir hilft meine Antwort. GLG Vera

      Antworten

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